Konstantin Rohé
· 26.03.2020
RGT Cycling und The Sufferfest bieten ihre professionelle Trainingssoftware angesichts der Corona-Krise vorläufig gratis an. Wir zeigen, wie gut die beiden Plattformen sind und welche Alternativen es fürs Indoortraining gibt.
Die Corona-Krise zwingt viele Radsportler ins Home Office. Wer weiterhin sein Pensum auf dem Rad abspulen will, setzt derzeit verstärkt auf Trainingseinheiten auf der Rolle. Das Angebot an Trainingsplattformen für effektives Rollentraining ist größer denn je. Gute Nachricht für sparsame Nutzer und all jene, die ins Indoortraining reinschnuppern wollen: Einige Softwareanbieter stellen ihr Produkt während der Corona-Krise kostenlos zur Verfügung. Das aktuelle Angebot an Trainingssoftware im Überblick:
RGT Cycling, ehemals "Road Grand Tour", gilt als einer der vielversprechendsten Anbieter im Indoorbereich. Dass die Firma auch vorausschauend agiert, bewies sie mit der Entscheidung von Mitte März, die Software bis auf Weiteres komplett kostenfrei anzubieten. Bisher war zwar auch der reguläre Zugang zu den animierten Strecken kostenlos; für ein Premium-Konto, das wichtige Trainingstools, die Verbindung zu Trainingspeaks und das Magic Roads-Feature enthält, waren aber bislang 14,99 Euro im Monat fällig.
Einen Allround-Ansatz inklusive Ernährungs-Leitfaden, Mental-Training, CoreWorkouts und Yoga-Übungsplan verfolgt die englischsprachige Plattform The Sufferfest. Dieser Rundum-Ansatz kann anfangs zwar überfordern, liefert aber interessante Einblicke in trainingsrelevante Begleitaspekte. Die Pläne zum Rennradtraining basieren auf einem eigenen Einstufungstest, der das persönliche "Power Profile" ermitteln soll. Dieses Fahrerprofil (zum Beispiel Sprinter, Kletterer, Rouleur, Zeitfahrer) ist die Basis der Trainingspläne, nicht wie bei den meisten Mitbewerbern die Schwellenleistung FTP. Der reguläre Beitrag liegt bei 14,99 US-Dollar monatlich, was etwa 13,50 Euro entspricht.
Bkool
Die Software der spanischen Firma Bkool, die, wie Zwift und RGT Cycling, Fahren in virtuellen Welten ermöglicht, bietet nur begrenzte Trainingsmöglichkeiten: Statt mehrwöchiger Pläne gibt es nur einzeln auswählbare Workouts. Dafür lockt die Software mit der Möglichkeit, eigene GPX-Tracks hochzuladen und in animierte 3D-Welten zu konvertieren. So kann man das Rennen, für das man trainiert, zuvor schon im eigenen Wohnzimmer abfahren. Alleinstellungsmerkmal sind die zahlreichen Spinningkurse mit Coaches aus der ganzen Welt sowie die Möglichkeit, an virtuellen Bahnrennen teilzunehmen.
Rouvy
Rouvy setzt auf die Verschmelzung von virtueller Animation und Real-Life-Videos: Der User findet sich als animierter 3D-Avatar auf dem Bildschirm wieder und fährt mit oder gegen andere Avatare oder real abgefilmte 2D-Radfahrer vor einem 2D-Hintergrund. Klingt gewohnungsbedürfig, ist aber kurzweiliger als gedacht. Großes Plus für die tschechische Firma: Jeder Zugang beinhaltet drei Lizenzen - gerade für Familien oder Vereinskollegen ein attraktives Angebot. Durch die Zusammenarbeit mit Trainingpeaks steht auch ein gut gefülltes Portfolio an Trainingsplänen zur Verfügung.
Trainingpeaks
Seit nunmehr zehn Jahren behauptet sich Trainingpeaks am Markt. Die Basisversion mit rudimentärer Datenaufbereitung ist kostenfrei, enthält aber keine Trainingspläne. Diese können einzeln zugekauft werden. Wichtigstes Werkzeug zur Orientierung: die gute Filterfunktion, die nach Umfang, Dauer und Zielsetzung geordnete, passende Trainingspläne auflistet. Der Premiumzugang für umgerechnet neun Euro monatlich bietet eine tiefergehende Datenanalyse samt saisonübergreifender Trainingsplanung, einzelne Pläne müssen auch hier zusätzlich bezahlt werden – es sei denn, man wird von einem persönlichen Trainer mit Trainingpeaks-Account betreut. Ein Import der Traininpeaks-Trainingspläne zu Zwift ist per einfachem Mausklick möglich.
Today's Plan
Das australische Start-up Today’s Plan bietet sowohl vorgefertigte Einzel-Workouts als auch personalisierte Trainingsplanung, je nach Abo-Modell. Durch die Individualisierung über individuelle Fitness, Zeit und persönliche Ziele bekommt jeder Rennradfahrer den passenden Plan an die Hand. Dieser kann bei Bedarf mit Zwift synchronisiert werden, um die Einheiten in virtueller Umgebung zu absolvieren. Wie bei Trainingpeaks gilt auch hier: Das Programm ist nur auf Englisch verfügbar.
Trainerroad
Das 2010 gegründete amerikanische Unternehmen Trainerroad fokussiert sich ausschließlich auf Rennrad-Training. Die Plattform empfiehlt die Periodisierung des Trainings in drei Phasen: Grundlage (zwölf Wochen), gefolgt von Formaufbau und Spezialisierung (beide je acht Wochen). Daraus folgt: Wer Ende Mai in Hochform sein möchte, sollte Ende November mit dem Grundlagentraining beginnen. Hilfreich ist die Unterscheidung in drei Intensitätslevel: Je nachdem, wie viel Trainingszeit zur Verfügung steht, kann man sich für einen Umfang von zirka drei bis vier Wochenstunden bis hin zu neun bis zehn Wochenstunden entscheiden. Alle Einheiten können auch einzeln absolviert werden; hierbei hilft der übersichtliche Filter. Ideal zur Trainingsplanung ist die Kalenderfunktion, die eine Verknüpfung mit Terminen erlaubt. So sieht man, wann Trainingseinheiten mit privaten Terminen kollidieren und kann zur Not per Drag-and-Drop die Einheiten verschieben.
Veloton
Die dänische Firma will Computerspiel und Trainingsplattform in einem sein. Auf Veloton kann der User die Profi-Rennstrecken, von Klassikern wie Paris-Roubaix bis hin zu legendären Tour-de-France-Etappen nachfahren - und gegen ein Peloton computergesteuerter Gegner fahren, basierend auf dem bekannten Radsport-Manager-Spiel für PC, PlayStation oder Xbox. Allein die Lizenzen – und damit Teamtrikots und Fahrernamen – fehlen der Plattform noch zu mehr Realismus. Ein neuer Managermodus und die Möglichkeit, mit anderen Fahrern zusammen in einem Team virtuell Rennen zu fahren, sollen bald kommen, sagte Veloton-Chef Niels Kristian Andersen gegenüber TOUR. Problem bei der aktuell noch in beta befindlichen Version des Spiels: Nicht jeder User, der sich registriert, bekommt auch einen Zugang zur Verfügung gestellt. Die Firma verspricht aber baldige Besserung.
Zwift
Rennen, Sprintwertungen, Rundenzeiten, Gruppenausfahrten, mehrwöchige Trainingspläne – Zwift präsentiert sich als quietschbuntes Belohnungsparadies mit schier endloser Abwechslung. "Spaß ist schnell", lautet nicht von ungefähr der Slogan der virtuellen Trainingsplattform. Aber bringt das einen nachhaltigen Trainingseffekt? Das kommt darauf an, wie man mit der Software umgeht: Versucht man im Modus "Freie Fahrt" möglichst viele Bestmarken und Abzeichen zu ergattern, vergeht die Zeit wie im Flug. Das bringt mehr Kilometer als gewohnt – und die Gefahr zu überdrehen. Gleiches gilt für die meist aberwitzig schnell ausgetragenen Zwift-Rennen. Gut individualisieren lässt sich das Training mittels Konfigurator. Hier kann man eigene Trainingseinheiten gestalten und abspeichern. Ein mehrwöchiger Plan lässt sich aber nicht selbst erstellen. Hinzu kommen Trainingseinheiten mit aktuellen oder ehemaligen Radprofis.
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