Unbekannt
· 26.09.2011
Am. 3. Oktober findet in schwäbischen Ditzingen-Heimerdingen die fünfte Ausgabe des Lila Logistik Charity Bike Cups statt. Rund 800 Meldungen sind beim Veranstalter bereits eingegangen. Auch ein bekanntes Gesicht der Rennrad-Szene hat seinen Start angekündigt: Jan Ullrich fährt nach dem Ötztaler Radmarathon nun auch beim Lila Logistik Charity Bike Cup mit und steht im Interview Rede und Antwort.
Im Vorfeld des Charity Bike Cups spricht der Tour-de-France-Sieger von 1997 über sein karitatives Engagement, seine wiedergefundene Liebe zum Radsport und die aktuellen Größen der Szene.
Wie wollen Sie angesprochen werden: Mit Jan Ullrich oder Max Kraft?
(Lacht.) Bleiben wir bei Jan Ullrich.
Als Max Kraft sind beim Giro delle Dolomiti gestartet. Warum das Pseudonym?
Das war die Idee eines Kumpels, der sich den Namen ausgedacht hatte. Wir wollen dort ganz entspannt mitfahren, ohne groß Aufmerksamkeit zu erregen.
Und? Hat’s geklappt?
Nicht die Spur. Mich hat trotzdem jeder erkannt.
Das wird Ihnen am 3. Oktober beim Charity Bike Cup nicht anders gehen.
Das ist auch völlig okay. An diesem Tag kommen ganz viele Radsportfreunde, die Spaß haben wollen und damit auch noch etwas Gutes tun. Wenn ich da mit meinem Namen ein wenig helfen kann, dass die Veranstaltung ein Erfolg wird, mache ich das sehr gerne.
Sie sind ja auch schon eine Art Stammgast.
Weil ich es eine absolut klasse Sache finde. Wir können einen tollen Tag haben und auch noch Kindern helfen – besser geht’s doch nicht. Und was noch dazukommt: Die meisten Teamkapitäne treffen sich immer schon am Abend zuvor zu einer geselligen Runde. Das ist ein bisschen wie ein Klassentreffen. Das macht einfach Spaß.
Am Tag danach gehen Sie über die 60-Kilometer-Distanz an den Start. In der Vergangenheit waren Sie so gemütlich unterwegs, dass der Veranstalter fast schon eine Vermisstenanzeige aufgegeben hätte.
(Lacht.) Wir sind zwar immer die Langsamsten – aber dafür die Lustigsten. Für mich geht es darum, dass jeder auf seine Kosten kommt. Da soll auch jemand mitfahren können, der noch nie auf einem Rad saß. Schließlich geht es um eine gute Sache und nicht ums Gewinnen.
In diesem Jahr hat man Sie im Vergleich zu der Vergangenheit schön öfter auf dem Rad gesehen.
Das stimmt. Es ist ja bekannt, dass es mir im letzten Jahr phasenweise nicht so gut ging und ich am Rande eines Burn Outs war. Das hat dazu geführt, dass ich ein wenig in mich gegangen bin. Ein Ergebnis war, dass es mir nicht gut getan hat, fast gar keinen Sport mehr zu machen.
Ihnen hat etwas gefehlt?
Ja, mir hat ein Ausgleich gefehlt. Deshalb habe ich wieder angefangen, mehr Radzufahren.
Mit welchem Ergebnis?
Das es mir wahnsinnig gut tut. Ich merke, dass Geist und Körper nun wieder im Einklang sind. Das ist ein gutes Gefühl, ich habe wieder richtig Spaß am Radfahren.
Hatten Sie auch Spaß beim Ötztal-Marathon Ende August?
Warum denn nicht? Na ja, 238 Kilometer mit insgesamt 5500 Höhenmetern sind nicht gerade eine Spazierfahrt. Das lässt sich nicht leugnen. Aber das war trotzdem ein super-genialer Tag.
Sie sind ein kleiner Masochist.
(Lacht.) Nein, nein. Ich war ja gut vorbereitet und habe darauf hintrainiert. Es hat natürlich ein wenig wehgetan – aber nicht so sehr, dass der Spaß auf der Strecke geblieben wäre.
Haben Sie eigentlich schon wieder Ihr Wettkampfgewicht?
(Grinst.) Sagen wir, ich habe mein Wohlfühlgewicht.
Verfolgen Sie auch noch die Profiszene?
Wieder. Mit dem Spaß am Radfahren ist auch das Interesse wiedergekommen, die Rennen zu verfolgen. Ich bin jetzt ein richtiger Radsportfan. Wenn es sich irgendwann einrichten lässt, schaue ich die wichtigen Rennen im Fernsehen.
Wie fällt Ihr Urteil aus? Sehen Sie jemanden, der die Szene in den kommenden Jahren dominieren könnte?
Den Dominator sehe ich nicht. Mit Alberto Contador muss man weiterhin rechnen, mit Cadel Evans – und natürlich mit Andy und Fränk Schleck. Sie haben nach der Fusion der beiden Spitzenteams Leopard Trek und RadioShack auch eine Mannschaft, die nur schwer zu schlagen sein wird.
Was halten Sie denn von diesem Zusammenschluss?
Sportlich ist das natürlich ein Hammer.
Aber?
Als ehemaliger Profi sehe ich auch, dass es nun wieder ein Team weniger gibt. Und dass damit wieder ein paar Arbeitsplätze wegfallen. Das bedaure ich sehr.
Weitere Infos finden Sie auf www.charity-bike-cup.de