Internationale Friedensfahrt 2006

Unbekannt

 · 17.06.2006

Internationale Friedensfahrt 2006Foto: Hans A. Roth

Nach dem Ausfall im vergangenen Jahr unternahm die Friedensfahrt einen neuen Anlauf zu alter Größe. Danilo Hondo & Co. warben aktiv für die Zukunft des Rennens.

Wie durch einen Tunnel fahren die Radsportler die „steile Wand von Meerane” hoch – aber diese Tunnelwände leben: Tausende Menschen sind trotz des strömenden Regens an die Strecke gekommen, um die Helden auf dem Rad zu feiern. Der 360 Meter lange Anstieg über Kopfsteinpflaster mit 13 Prozent Steigung, mitten durch die sächsische Stadt Meerane, ist legendär. Zum 16. Mal in der 58-jährigen Rundfahrt­geschichte steht Meerane im Streckenplan. Ein Unterschied zu früheren DDR-Zeiten: „Ich bin freiwillig hier”, sagt einer der Zuschauer und erzählt, dass früher die Betriebe der Stadt den Bewohnern zwei Stunden freigaben und sie an die Strecke delegierten, damit sie dort den Helden der „Tour de France des Ostens” zujubelten. Heute ist das anders. „Ich habe mir extra frei genommen”, sagt der Zuschauer. „Sonst ist hier ja nie etwas los.”

Zuletzt schien die Gefahr groß, dass auch die Friedensfahrt keine Abwechslung mehr in die sächsische Provinz bringen würde. Im vergangenen Jahr konnte das Traditionsrennen wegen Geldmangels und Problemen der ­Organisatoren nicht stattfinden, und Geld bleibt das bestimmende Thema für dessen Zukunft. Die Kommunen der Region sind klamm, Sponsoren übernahmen sogar die 25.000 Euro, welche die Stadt Meerane als Zielort an den Veranstalter hätte bezahlen müssen. Derzeit hängt das Rennen am Tropf des Hauptsponsors Škoda, der Autohersteller übernahm mit 1,2 Millionen Euro rund Dreiviertel des Etats. Vom Erfolg der diesjährigen Drei­ländertour, die durch Tschechien, ­Österreich und Deutschland führte, hängt die weitere Zukunft ab. Bis Ende Juni will man sich bei Škoda entscheiden, ob das Engagement fortgeführt wird. Mike Köppe, bei Škoda in Tschechien dafür zuständig, ist optimistisch: „Das Rennen ist gut organisiert. Ich denke, es wird weitergehen.”

• Verblasster Glanz

Was der Schweizer Tour-Direktor Herbert Notter und sein Team in der kurzen Vorbereitungszeit auf die Beine gestellt haben, beeindruckt auch Danilo Hondo. „Es ist wichtig, dass die Friedensfahrt bleibt”, sagt der Sprinter, der 1998 seine erste von zehn Etappen bei dieser Rundfahrt gewann. „Durch die Friedensfahrt habe ich mit dem Radfahren begonnen”, sagt Hondo, der in der DDR, in einer Kleinstadt an der Grenze zu Polen, aufwuchs. „Damals war sie zusammen mit Olympia das wichtigste Sportereignis für uns.” Jetzt ist Hondo das Zugpferd des Rennens, auch wenn er für das zweitklassige Team Lamonta fährt. Als einziges Pro-Tour-Team war Milram am Start – mit Nachwuchsfahrern. Für alle anderen Top-Teams kam die Einladung zu spät. Hondos Leistungen – er gewann zwei Etappen und trug zeitweise sogar das Leadertrikot – lösten in Verbindung mit seinem noch offenen Doping­prozess überregionales Presse­echo aus. Hondo hofft, davon auch selbst zu profitieren. Der Profi will beweisen, dass er nach einem Jahr Pause noch zur Weltspitze gehört.

Nicht nur für seine Karriere, auch für die Friedenfahrt wünscht sich ­Hondo eine gute Zukunft – und mehr Radsportfans an der Strecke, besonders in Österreich. Auf Wunsch von Sponsor Škoda führte die Rundfahrt erstmals durch den Alpenstaat, doch das Zuschauerinteresse war gering. „Ich hatte das Gefühl, die Leute wussten gar nichts von uns”, sagt Hondo und bemängelt fehlende Werbung durch die Tour-Organisation.

• Frischer Mut

„Wir wissen, dass noch nicht alles perfekt ist”, sagt Tour-Direktor Notter selbstkritisch. „In erster Linie ist wichtig, dass das Rennen wieder lebt.” Nach dem Streit, der zur Zwangspause ­geführt hatte, wurde ein neues Organisationsteam zusammengestellt. Noch hapert es vor allem an der Kommu­nikation zwischen Notter, den Deutschen und den Tschechen. Zudem prallen unterschiedliche Mentalitäten aufeinander: „Bei den Tschechen sieht es vorher immer sehr chaotisch aus. Am Ende klappt aber doch alles.” Die Deutschen und Österreicher würden anders planen. Termine müssten früher bekannt gegeben werden, damit eingeladene Teams und potenzielle Sponsoren besser planen können.

Thomas Barth, selbst ehemaliger Star der Friedensfahrt, träumt unterdessen schon von einer neuen, schönen Zukunft des „Course de la Paix”, er möchte gerne noch mehr traditionelle Etappenorte einbinden. Damit beim nächsten Mal noch mehr Zuschauer freiwillig an die Strecke kommen.

ERGEBNISSE

Etappensieger
1. Baden Cooke (AUS, Unibet.com)
2. + 3. Danilo Hondo (GER, Lamonta)
4. Marco Serpellini (ITA, Unibet.com)
5. Konstantin Siuzou (BLR, Acqua e Sapone)
6. Erwin Thijs (BEL, Unibet.com)
7. Lubor Tesar (CZE, Wiesenhof Akud)
8. Torsten Schmidt (GER, Wiesenhof Akud)

Schlussklassement
1. Gianpaolo Cheula (ITA, Barloworld), 31:36:46 Std
2. Andrea Tonti (ITA, Acqua e Sapone) 6 Sek. zur.
3. Christian Gasperoni (ITA, Naturino)
4. Konstantin Siuzou (BLR, Acqua e Sapone) 23 Sek.
5. Carlos Quesada (ESP, Unibet.com) 31 Sek.
6. Massimo Guinti (ITA, Naturino-Sapore Di Mare) 38 Sek.
7. Manuele Spadi (ITA, Ceramica Flaminia) 56 Sek.
8. Marco Serpellini (ITA, Unibet.com) 57 Sek.
9. Felix Cardenas (KOL, Barloworld) 1:26 Min.
10. Martin Mares (CZE, Naturino) 1:43 Min.

  Tonti, Cheula, Gasperoni (von links)
Tonti, Cheula, Gasperoni (von links)