Unbekannt
· 30.06.2017
Heuschnupfen und trotzdem im Frühjahr aufs Rennrad steigen? Auch als Pollenallergiker können Sie an den ersten warmen Tagen des Jahres startklar sein. Wir geben Tipps.
ASTHMA
Bereits der griechische Arzt Hippokrates verwendete den Begriff Asthma für Atemnot oder schweres Atmen (wörtlich Beklemmung). Asthma bronchiale ist eine Erkrankung der Atemwege, bei der die Schleimhäute der Atemwegswände, besonders die Bronchien, chronisch entzündet und dadurch besonders empfindlich und hyperreagibel sind. Bei bestimmten Reizen können sie sich verengen, verkrampfen oder verschleimen.
Typische Anzeichen
• pfeifende Atmung
• Kurzatmigkeit
• Luftnot
• Engegefühl in der Brust
• Husten
Die Symptome treten typischerweise anfallsartig auf und bilden sich zwischendurch wieder zurück. Besonders oft sind Anfälle nachts und am frühen Morgen. Wichtig ist eine ausreichende Behandlung, sonst verschlechtert sich die Lungenfunktion nach und nach.
Verschiedene Formen
Allergisch häufigste Form bei Kindern und Jugendlichen, meist ausgelöst durch Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare und -schuppen, Bettfedern oder Schimmelpilzsporen.
Anstrengungsbedingt (Belastungsasthma) tritt während und wenige Minuten nach einer körperlichen Belastung auf.
Infektbedingt im Anschluss an eine Infektion der oberen Atemwege.
Analgetikabedingt nach Einnahme bestimmter Medikamente, hauptsächlich Acetylsalicylsäure ("Aspirin") und anderer nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR).
Berufsbedingt durch allergisierende Substanzen am Arbeitsplatz, zum Beispiel Mehlstaub.
Oft treten die Asthmaformen als Mischform auf. Je mehr Reizfaktoren zusammenkommen, desto wahrscheinlicher ein neuer Anfall. Zur Diagnose erfolgt eine allgemeine körperliche Untersuchung sowie ein Lungenfunktionstest, gegebenenfalls Allergietests.
Die Behandlung besteht unter anderem aus einer medikamentösen Therapie mit dem Ziel, die chronische Entzündung (meist mit Glukokortikoiden, auch als Kortison bezeichnet) und die Verengung der Atemwege (mithilfe von Beta-2-Sympathomimetika) in Form von Sprays (Dosier-Aerosole) zu beheben.
Unterstützende Maßnahmen sind Patientenschulungen, körperliches Training, Gewichtsabnahme, Rauchentwöhnung, Atemphysiotherapie und Atemtechniken. Radsport ist auf jeden Fall möglich und empfehlenswert, doch sollte man die Belastung immer langsam steigern und sich nicht überfordern.
FACHBEGRIFFE
Antihistaminika
Wirkstoffe, welche die Wirkung von Histamin abschwächen oder aufheben, indem sie dessen Rezeptoren blockieren oder Aktivität herabsetzen. (Je nach Rezeptortyp gibt es H1- oder H2-Antihistaminika, außerdem existieren verschiedene Generationen der Wirkstoffe).
Etagenwechsel
Bei etwa 40 Prozent der nicht ausreichend behandelten Heuschnupfen-Patienten verlagert sich die allergische Erkrankung weiter nach unten in Richtung Lunge und Bronchien, die sich asthmatisch verengen.
Histamin
Gewebshormon, das von den Mastzellen gebildet und gespeichert wird oder in Lebensmitteln enthalten ist. Löst unter anderem Entzündungen aus oder führt zum Zusammenziehen der Bronchien beim Asthmaanfall.
IGE
Immunglobulin E. Eiweiße oder Antikörper, die körperfremde Stoffe und Parasiten (z. B. Würmer) abwehren sollen. IgE spielen bei der Entwicklung von Allergien eine bedeutende Rolle. Weitere Immunglobuline sind A, D, M und G.
Kreuzallergie
Wer allergisch auf Pollen reagiert, hat aufgrund einer Kreuzallergie oder -reaktion möglicherweise auch Probleme mit bestimmten Nahrungsmitteln, denn die Antikörper bekämpfen ähnliche Allergene aus anderen, verwandten Quellen.
PrickTest
Für den Pricktest wird ein kleiner Tropfen einer Allergenlösung auf die Haut getropft, meist auf die Innenseite des Unterarms. Dann wird die Haut unter dem Tropfen oberflächlich angestochen. Reagiert der Körper auf einen oder mehrere getestete Stoffe allergisch, kommt es zu Rötung, Juckreiz und Quaddelbildung. Die Testreaktion wird nach 15 bis 20 Minuten abgelesen.
Rhinitis
Akute oder chronische Entzündung der Nasenschleimhaut = Schnupfen.
SIT, Spezifische Immuntherapie
Auch als Hyposensibilisierung (früher Desensibilisierung) oder Allergieimpfung bekannt. Langsame Immunisierung gegen ein bestimmtes oder mehrere Allergene, um eine allergische Reaktion künftig zu vermeiden. Durch wiederholte Konfrontation schwächt sich die allergische Reaktion schrittweise ab. Voraussetzung ist eine genaue Diagnose der auslösenden Allergene, die per Spritze unter die Haut oder unter die Zunge gegeben werden. Begonnen wird mit einer sehr geringen Dosis, die in wöchentlichen, später monatlichen Abständen bis zu einer Höchstdosis gesteigert wird.
TIPPS FÜR ALLERGIKER
• Verlegen Sie längere Trainingseinheiten auf allergiefreundliche Tage, also etwa nach einem Regenschauer. Dann auch die Wohnung ausgiebig lüften – statt an trockenen, windigen Tagen.
• Bei Gewittervorhersage besser zu Hause bleiben und Fenster schließen; nach starken Gewittern steigt die Zahl der Asthma-Notfälle – selbst bei Menschen, die sonst nur unter Heuschnupfen leiden. Die gängigste Erklärung: Pollenkörner saugen sich in hohen Luftschichten voll Wasser und platzen. Wieder zurück in Bodennähe, dringen diese Bruchstücke besonders tief in die Atemwege ein und können Atemnot auslösen.
• Suchen Sie nach Strecken, die möglichst wenig an Wiesen und Feldern vorbeiführen.
• Meiden Sie stark abgasbelastete Strecken. Luftschadstoffe machen Pollen heute aggressiver als früher, indem sie bis zu dreimal mehr Allergene freisetzen.
• Pollenflug ist nicht an jedem Tag gleich stark; es lohnt ein Blick in den Pollenflugkalender oder in eine Pollen-App fürs Smartphone –> www.pollenflug.de, www.pollenstiftung.de oder Deutschland-Übersichts-Karte beim Deutschen Wetterdienst www.dwd.de
• Eine eng sitzende Radbrille hilft, Pollen von den Augen fernzuhalten, auch wenn sie immer noch über Nervenbahnen in der Nase auch die Augen reizen können.
• Nach der Ausfahrt duschen und Haare waschen, auch Helm und Brille reinigen.
• Radklamotten nicht im Schlafzimmer ablegen, gleich waschen.
• Möglichst nichts essen, was verwandte Allergene enthält, wie zum Beispiel Roggen- oder Weizenbrot.
• Täglich die Nase mit Salzlösung spülen ("Nasendusche").
• Manche bevorzugen pflanzliche oder homöopathische Präparate wie Luffa, die Wirkung ist jedoch schulmedizinisch bzw. evidenzbasiert nicht erwiesen.
• Achten Sie auf eine gesunde Darmflora. Erst in neuerer Zeit entpuppt sich immer mehr deren Bedeutung für ein ausgeglichenes Immunsystem: Ist es in Balance, richtet es sich weniger gegen harmlose Stoffe.
• Bei der Hygiene nicht übertreiben. Es mehren sich Erkenntnisse, dass eine keimfreie Umgebung das Immunsystem weniger trainiert.
• In der schlimmsten Allergiezeit bietet sich der Aufenthalt (oder ein Trainingslager) am Meer oder in Hochgebirgslagen (ab 1.500 Metern) an, weil dort die Pollenbelastung am geringsten ist.
• Ebenfalls sehr gering ist die Belastung in Hallenbädern. Warum zum Beispiel am Ruhetag nicht mal drinnen zum Schwimmen gehen?
• Für Entspannung sorgen und Überlastungen, auch beim Training, vermeiden. Auch seelischer oder körperlicher Stress fördert allergische Reaktionen.
• Fenster tagsüber geschlossen halten und nur frühmorgens oder spätabends lüften. In Städten ist die Pollenbelastung etwa zwischen 6 und 8 Uhr am geringsten, auf dem Land zwischen 19 und 24 Uhr, oder generell nach Regen.
• Saugen und putzen Sie Ihre Wohnung oft, dabei feuchten Lappen statt Staubtuch verwenden, und einen Staubsauger mit Hepa-Filter.
• Eventuell Pollenschutzgitter am Fenster anbringen, vor allem im Schlafzimmer (wobei dies nur einen Teil der Belastung abfängt).
DIE AGGRESSIVSTEN ALLERGENPFLANZEN